Chang und Eng

Insgesamt guter, ordentlicher Zustand nach mehrfacher Lektüre. An Ecken und Kanten bestoßen, oberer Schnitt etwas staubfleckig, Schutzumschlag berieben und mit ein paar Druckstellen. Innen ein kleiner Fleck von einem Blütenblättchen, das sich versehentlich in das Buch verirrt hat. Buchblock nur leicht schief, keine Risse, keine Eintragungen, keine Anstreichungen o.Ä.

Eine unfassbare und zudem toll erzählte Geschichte mit wahrem Hintergrund, die ich bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen konnte. Ich garantiere atemlose Lektüre!

In diesem wunderbaren Romandebüt schildert Strauss das Leben der berühmten Brüder Chang und Eng Bunker, auf deren physische Besonderheit der Begriff der siamesischen Zwillinge zurückgeht - bis zu ihrem gemeinsamen Tod. Mit unwiderstehlichen Charakterisierungen und präziser, kraftvoller Prosa wendet sich dieses kühne Werk gleichermaßen an Liebhaber historischer, psychologischer wie literarischer Romane. Die 1811 im Königreich Siam geborenen Zwillinge sind an der Brust zusammengewachsen, das 18 cm lange Verbindungsstück enthält auch ihren Magen, das einzige Organ, das sie teilen. Abgesehen von diesem körperlichen Verbund sind sie völlig eigenständige Individuen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnissen. Eng liest Shakespeare, predigt Enthaltsamkeit und wünscht - sein Leben lang - verzweifelt, getrennt zu sein. Chang ist extrovertiert und redselig, trinkt stark (was Eng ärgert, muss doch auch er die Auswirkungen von Changs Maßlosigkeit erfahren) und kann sich selbst nicht als weniger denn zwei sehen. Die Unterschiede in ihrer Wahrnehmung werden schon im Kindesalter offenbar.

Respektvoll und behutsam erzählt Eng ihre Geschichte, die im Hausboot ihrer Eltern auf dem Fluss Mekong ihren Anfang nimmt. Schon bald sind sie Objekt der Neugierde, werden im Alter von sechs Jahren zum Tode verurteilt vom abergläubischen König Rama, der dann aber seine Meinung ändert und als Monstrositäten aus ihnen Kapital schlägt.

Ein skrupelloser amerikanischer Veranstalter bringt sie 1825 nach Amerika. Die Brüder werden als Zirkusnummer, ausgestellt in einem Käfig, berühmt in den USA und in Europa, werden Zeugen der politischen Unruhen vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, heiraten in North Carolina zwei Schwestern und werden Väter von 21 Kindern.

Schon mit dieser dichten Faction glückt Strauss weit mehr als eine Sensationsdarstellung. Der Autor konfrontiert uns in behutsamer Weise mit den schwierigen Themen Rasse, Geschlecht, Untreue und Identität ebenso wie mit der Vorstellung dessen, was normal ist. Strauss' lebendige Phantasie, seine gründliche Recherche und sein instinktives Einfühlungsvermögen finden ihren Ausdruck in einer starken, geistreichen Prosa, die den Leser mitreißt. Eine provokante Geschichte zweier außergewöhnlicher Männer, die nichts anderes wünschen, als für ganz gewöhnliche Menschen gehalten zu werden. (Publishers Weekly)

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