DIE TAUSCHBÖRSE

Cliquen, Klüngel und Karrieren

Verlag:
Rowohlt TB-V. , Rnb.
Jahr:
1993
Seitenzahl:
182
ISBN:
9783499125997
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Anbieter:
(134)

Artikel angeboten seit:
27.12.2014
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
Auf den ersten Blick gut, aber hat mal Feuchtigkeit am Buchrücken bekommen, daher nur noch ein befriedigend wegen Wasserflecken
Artikelbeschreibung
5 : 1 Tausch

Erwin Scheuch, kürzlich verstorbener Prof. für Soziologie in Köln, und seine Frau haben auch als Staatskritiker einen bekannten Namen. Ironischerweise beruht dieses Buch auf einer Studie über den Zustand des deutschen Parteiensystems, die die CDU Nordrhein-Westphalen anlässlich der Wiedervereinigung in Auftrag gegeben hat. Als dann die unliebsamen Ergebnisse ans Tageslicht kamen, wurde mit allen Mitteln versucht, die Veröffentlichung zu unterdrücken. Pech, es hat nicht sollen sein :-)
Wenn man bedenkt, dass die Parteien laut Grundgesetz nur den Auftrag haben, den politischen Willen des Volkes im Parlament zu vertreten, ist es erstaunlich, dass heute in den komischsten Positionen ohne Parteibuch oder zumindest Parteifreunde nichts mehr geht. Was haben ein Direktor der Stadtwerke, ein Rundfunkleiter oder ein Hochschuldirektor mit der Partei am Hut? Was ist mit der Unabhängigkeit von Presse, Forschung und Bildung? Scheuch zeigt die Situation am Beispiel Köln auf, das sich für seinen Kölschen Klüngel sogar schon rühmt. Andernorts in Deutschland sieht es aber nicht anders aus: zum einen erhält die Partei Kontrolle bis tief in alle möglichen Gesellschaftsbereiche hinein - und das inzwischen in Gebieten, wo sie einfach nichts zu suchen hat. Zum anderen werden mit den oft hochdotierten Posten Parteifreunde belohnt. Das Problem ist nur, dass dann z.B. der Direktor der Stadtwerke jemand ist, der weder Ahnung noch großes Einsatzinteresse an diesem Job hat. Der Wettbewerb wird ausgeschaltet, und die Kosten steigen wegen Ineffektivität vielerorts ins Unermessliche. Wahlen führen dagegen nur zu leichten %ualen Verschiebungen bei der Verteilung bzw. Ausweitung dieser Jobs, sie ändern nichts Grundsätzliches. Die hohe Staatsquote, die Fehlwirtschaft, die dadurch bedingte Überschuldung und den Mangel an Know-how in der Politik, um die Probleme zulösen, sagt Scheuch bereits 1992 deutlich voraus.
Leider sind die Studie und das Zahlenwerk (1980-90) etwas veraltet, und die Analyse der Parteiverdrossenheit im ersten Drittel übertrieben ausführlich und etwas ermüdend - deshalb einen * weniger. Doch die Ergebnisse sind nachwievor interessant, insbesondere da sich die Vorhersagen allesamt bewahrheitet haben. Die Partei-Krake wächst weiter und der Unterschied zum kommunistischen Ein-Parteien-Staat, der in der Studie eigentlich herausgearbeitet werden sollte, ist heute marginaler denn je. Deshalb sollte die Studie ausgeschaltet werden - und deshalb ist sie auch heute noch lesenswert.
Schlagworte
k.A.

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