Autor:
Verlag:
Rowohlt Taschenbuch
Jahr:
1990
Seitenzahl:
206
ISBN:
9783499400667
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Zustandsbeschreibung
Gut mit geringfügigen Lagerspuren. An Ecken und Kanten leicht bestoßen.
Artikelbeschreibung
Ein Laienmönch erzählt den Mitreisenden während der Fahrt über den Ladogasee seine Geschichte. Sie ist so fabelhaft, dass sie sich anhört wie ein Lügenmärchen, aber - daran kann kein Zweifel sein - sie ist wahr, nichts davon hat der alte Mann sich ausgedacht. Er ist aufgewachsen auf dem Land, als Sohn eines Leibeigenen, lernt mit Pferden umzugehen und sie zu beherrschen, erschlägt unwillentlich einen Mönch, der ihm im Traum erscheint und ihm voraussagt, dass er von einer Gefahr in die andere, von einer Not in die nächste geraten werde, bis er sich entschließe, ins Kloster zu gehen. Von da an handelt er wie im Traum, als sei er verzaubert. „Mein ganzes Leben lang ging ich unter und konnte nicht untergehen.“
Er schließt sich Zigeunern an und wird zum Dieb, verlässt die Zigeuner wieder und verdingt sich auf dem Markt einem Mann, der ihn als Kindermädchen benutzt, brennt mit der treulosen Frau dieses Mannes und deren Liebhaber durch, wird von Tataren in die Steppe entführt, die ihm die Fußsohlen aufschneiden und Rosshaar hineinstreuen, so dass er nicht mehr fliehen kann. Zweimal wird er mit je zwei Frauen verheiratet, zeugt mit ihnen Kinder und denkt an nichts als an seine Flucht. Als die schließlich gelingt, wird sein Leben wieder besser, sein Pferdeverstand verschafft ihm einen Broterwerb, aber gut soll er es trotzdem nicht haben. Er hat angefangen zu trinken und wird zum Quartalssäufer, verfällt in Leidenschaft für ein Zigeunermädchen, das sein Dienstherr für sein ganzes Vermögen erworben hat, um seiner schnell überdrüssig zu werden. Der verzauberte Wanderer, der Großkopf, bringt diese Gruscha auf ihr Verlangen hin um, geht zu den Sol¬daten, wird wegen seiner Tapferkeit zum Offizier beför¬dert, nimmt seinen Abschied, wird Beamter und endlich Schauspieler, bis er den Weg ins Kloster findet. Ob es ihm da gefällt? Ja, schon weil es ruhig ist, ein wenig wie bei den Soldaten, Befehl und Gehorsam. Ein seltsamer Heiliger, aber doch kein Heiliger, der seine Geschichte vollkommen unbewegt erzählt, für den Liebe und Zärtlichkeit so wenig erstaunenswert sind wie Mord und Totschlag. Es kommt eben so. Nichts, worüber man sich verwundern könnte.
Leskov, ein Zeitgenosse Tolstojs, ist unter den großen Russen des 19. Jahrhunderts der große Erzähler, der sich nicht um die Gesetze des hohen Stils kümmert, sondern seine Figuren so reden lässt, wie das Volk redet. Das Volk nämlich kannte Leskov von seinen jahrelangen Reisen durch das Riesenreich als Angestellter einer Handelsfirma, bevor er zu schreiben anfing. Er kannte seine Überlieferungen und Bräuche, kannte die Steppe so gut wie die Städte, kannte das Leben auf dem Land und in der Einöde, und dann entdeckte er eines Tages, dass er erzählen konnte wie kaum ein anderer und erzählte 35 Jahre lang, bis zu seinem Tod.
Er schließt sich Zigeunern an und wird zum Dieb, verlässt die Zigeuner wieder und verdingt sich auf dem Markt einem Mann, der ihn als Kindermädchen benutzt, brennt mit der treulosen Frau dieses Mannes und deren Liebhaber durch, wird von Tataren in die Steppe entführt, die ihm die Fußsohlen aufschneiden und Rosshaar hineinstreuen, so dass er nicht mehr fliehen kann. Zweimal wird er mit je zwei Frauen verheiratet, zeugt mit ihnen Kinder und denkt an nichts als an seine Flucht. Als die schließlich gelingt, wird sein Leben wieder besser, sein Pferdeverstand verschafft ihm einen Broterwerb, aber gut soll er es trotzdem nicht haben. Er hat angefangen zu trinken und wird zum Quartalssäufer, verfällt in Leidenschaft für ein Zigeunermädchen, das sein Dienstherr für sein ganzes Vermögen erworben hat, um seiner schnell überdrüssig zu werden. Der verzauberte Wanderer, der Großkopf, bringt diese Gruscha auf ihr Verlangen hin um, geht zu den Sol¬daten, wird wegen seiner Tapferkeit zum Offizier beför¬dert, nimmt seinen Abschied, wird Beamter und endlich Schauspieler, bis er den Weg ins Kloster findet. Ob es ihm da gefällt? Ja, schon weil es ruhig ist, ein wenig wie bei den Soldaten, Befehl und Gehorsam. Ein seltsamer Heiliger, aber doch kein Heiliger, der seine Geschichte vollkommen unbewegt erzählt, für den Liebe und Zärtlichkeit so wenig erstaunenswert sind wie Mord und Totschlag. Es kommt eben so. Nichts, worüber man sich verwundern könnte.
Leskov, ein Zeitgenosse Tolstojs, ist unter den großen Russen des 19. Jahrhunderts der große Erzähler, der sich nicht um die Gesetze des hohen Stils kümmert, sondern seine Figuren so reden lässt, wie das Volk redet. Das Volk nämlich kannte Leskov von seinen jahrelangen Reisen durch das Riesenreich als Angestellter einer Handelsfirma, bevor er zu schreiben anfing. Er kannte seine Überlieferungen und Bräuche, kannte die Steppe so gut wie die Städte, kannte das Leben auf dem Land und in der Einöde, und dann entdeckte er eines Tages, dass er erzählen konnte wie kaum ein anderer und erzählte 35 Jahre lang, bis zu seinem Tod.
Schlagworte
Russische Literatur des 19. Jahrhunderts, Tolstoj
Kategorie