Autor:
Verlag:
Rowohlt
Jahr:
2008
Seitenzahl:
304
ISBN:
9783499241000
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Zustandsbeschreibung
Guter Zustand!
Artikelbeschreibung
Das Verfahren ist bekannt und bewährt: Man nehme einen Denker aus der deutschen Geistesgeschichte und schlage literarischen Profit aus dessen Verschrobenheit. Ganz vorzüglich ist das beispielsweise Gert Hofmann mit Georg Christoph Lichtenberg in Die kleine Stechardin gelungen. Bernhard Setzwein hat mit Nicht kalt genug einen vorzüglichen Nietzsche-Roman vorgelegt, und Klaas Huizing widmete sich in Das Ding an sich auf hoch vergnügliche Weise dem Königsberger Philosophen und Kant-Vertrauten Johann Georg Hamann. Nun versucht sich auch Daniel Kehlmann erfolgreich an diesem Genre und porträtiert in seinem Roman gleich zwei deutsche Geistesgrößen: Das Mathematikgenie Carl Friedrich Gauß und den Universalgelehrten und großen Naturforscher Alexander von Humboldt. Im Zentrum steht ein Treffen der beiden 1828 in Berlin, auf einem Naturforscherkongress, für den Gauß nur sehr widerwillig sein Göttingen verlässt. Die zwei Großdenker haben sich beide auf ihre eigene Weise der Vermessung der Welt gewidmet, kommen sich aber nur zaghaft näher.
Der Roman kann sich auf knapp 300 Seiten Leben und Werk der beiden allerdings nur schlaglichtartig widmen, eher skizzenhaft und sehr kurzweilig erleben wir wichtige Stationen ihres Schaffens in einer geschickten Mischung aus Fakten und Fiktion: Humboldt auf seinen strapaziösen Exkursionen nach Südamerika, Gauß dagegen eher zerrissen zwischen der hehren Welt der Zahlen und dem schnöden Alltag, denn auch ein Genie hat Zahnschmerzen und muss sich mit Frau und Kindern herumplagen. Die Komik des Romans speist sich dabei nicht nur aus den ironisch beleuchteten Charakteren von Gauß und Humboldt, sondern auch aus der Spannung zwischen Größe und Lächerlichkeit. Humboldts große Forschungsreise nach Russland etwa gerät zur Farce, weil er schon zu berühmt ist: die ganze Expedition gerät zur Massenveranstaltung mit über 100 Teilnehmern, und statt zu Forschen verbringt Humboldt die meiste Zeit auf Empfängen.
Am Ende kann man Daniel Kehlmann gleich doppelt gratulieren: Zu diesem ebenso unterhaltsamen wie niveauvollen Roman und zur Nominierung von Die Vermessung der Welt zum in diesem Jahr erstmals verliehenen Deutschen Buchpreis.
Das Grundgerüst stimmt, die Tatsachen stimmen und wenn dann auch noch die Erzählung stimmt, dann kann daraus, bei einem so begnadeten jungen Autor, nur ein gutes Buch entstehen.
Zum Plot: Es geht in dem Buch um zwei Wissenschaftler, die Ende des 18. Jahrhunderts eine damals noch weitgehend unbekannte Welt entdecken, erforschen und vermessen. Es sind zwei Männer die unterschiedlicher nicht sein können und doch arbeiten sie an dem gleichen großen Ziel.
Der eine ist der Mathematiker und Astronom Carl-Friedrich Gauß. Er gehörte mit Archimedes und J. Newton zu den größten Mathematikern aller Epochen. Dieser Mensch sitzt immer zu Hause, reist ganz ungern, hat häufig schlechte Laune und so seine täglichen Probleme mit Frau und Kindern. Ihn treibt die Magie des Forschens voller Ehrgeiz an.
Der andere ist ein junger, eleganter preußischer Freiherr, Alexander von Humboldt, Naturforscher und Geograph. Gauß reiste nie, Humboldt reiste sein Leben lang. Er forschte in Südamerika und Kuba, forschte in den Anden, profilierte Mexiko. Seine Reisen wertete er meist in Paris aus, es ist das größte private Reisewerk der Geschichte. Und unter den widrigsten Bedingungen trug er immer seine preußische Uniform. Und da er daneben auch noch rund 900 Pflanzen, Tiere, Flüssen und Berge katalogisierte, kam bei ihm jegliches Privatleben zu kurz. Liebe und Sexualität waren Fremdwörter für ihn, wenn er sich auch schönen Männern hingezogen fühlte.
Beide begegnen sich bei einem Kongress in Berlin. Gauß reist nur widerwillig von Göttingen an. Und dann berichtet uns der Autor von der Disharmonie und den unterschiedlichen Sichtweisen zwischen den beiden Wissenschaftlern. Humboldt will die Welt durch Reisen erkunden, muss alles gesehen haben um es den Menschen zu vermitteln; Gauß will nur zu Hause auf seinem Stuhl sitzen und die Welt mathematisch vermessen.
Ein amüsanter und gleichwohl kulturell anspruchsvoller Roman, der auf verschiedenen Reflexionsebenen atmosphärisch arbeitet und diese beiden Männer in der Zeit der erwachenden Wissenschaft beschreibt. Das Buch hat mich unglaublich fasziniert. Ein Lesevergnügen der besonderen Art, glänzend geschrieben. Ich empfehle dieses Buch mit Nachdruck und Leidenschaft aus vielen Gründen.
Der Roman kann sich auf knapp 300 Seiten Leben und Werk der beiden allerdings nur schlaglichtartig widmen, eher skizzenhaft und sehr kurzweilig erleben wir wichtige Stationen ihres Schaffens in einer geschickten Mischung aus Fakten und Fiktion: Humboldt auf seinen strapaziösen Exkursionen nach Südamerika, Gauß dagegen eher zerrissen zwischen der hehren Welt der Zahlen und dem schnöden Alltag, denn auch ein Genie hat Zahnschmerzen und muss sich mit Frau und Kindern herumplagen. Die Komik des Romans speist sich dabei nicht nur aus den ironisch beleuchteten Charakteren von Gauß und Humboldt, sondern auch aus der Spannung zwischen Größe und Lächerlichkeit. Humboldts große Forschungsreise nach Russland etwa gerät zur Farce, weil er schon zu berühmt ist: die ganze Expedition gerät zur Massenveranstaltung mit über 100 Teilnehmern, und statt zu Forschen verbringt Humboldt die meiste Zeit auf Empfängen.
Am Ende kann man Daniel Kehlmann gleich doppelt gratulieren: Zu diesem ebenso unterhaltsamen wie niveauvollen Roman und zur Nominierung von Die Vermessung der Welt zum in diesem Jahr erstmals verliehenen Deutschen Buchpreis.
Das Grundgerüst stimmt, die Tatsachen stimmen und wenn dann auch noch die Erzählung stimmt, dann kann daraus, bei einem so begnadeten jungen Autor, nur ein gutes Buch entstehen.
Zum Plot: Es geht in dem Buch um zwei Wissenschaftler, die Ende des 18. Jahrhunderts eine damals noch weitgehend unbekannte Welt entdecken, erforschen und vermessen. Es sind zwei Männer die unterschiedlicher nicht sein können und doch arbeiten sie an dem gleichen großen Ziel.
Der eine ist der Mathematiker und Astronom Carl-Friedrich Gauß. Er gehörte mit Archimedes und J. Newton zu den größten Mathematikern aller Epochen. Dieser Mensch sitzt immer zu Hause, reist ganz ungern, hat häufig schlechte Laune und so seine täglichen Probleme mit Frau und Kindern. Ihn treibt die Magie des Forschens voller Ehrgeiz an.
Der andere ist ein junger, eleganter preußischer Freiherr, Alexander von Humboldt, Naturforscher und Geograph. Gauß reiste nie, Humboldt reiste sein Leben lang. Er forschte in Südamerika und Kuba, forschte in den Anden, profilierte Mexiko. Seine Reisen wertete er meist in Paris aus, es ist das größte private Reisewerk der Geschichte. Und unter den widrigsten Bedingungen trug er immer seine preußische Uniform. Und da er daneben auch noch rund 900 Pflanzen, Tiere, Flüssen und Berge katalogisierte, kam bei ihm jegliches Privatleben zu kurz. Liebe und Sexualität waren Fremdwörter für ihn, wenn er sich auch schönen Männern hingezogen fühlte.
Beide begegnen sich bei einem Kongress in Berlin. Gauß reist nur widerwillig von Göttingen an. Und dann berichtet uns der Autor von der Disharmonie und den unterschiedlichen Sichtweisen zwischen den beiden Wissenschaftlern. Humboldt will die Welt durch Reisen erkunden, muss alles gesehen haben um es den Menschen zu vermitteln; Gauß will nur zu Hause auf seinem Stuhl sitzen und die Welt mathematisch vermessen.
Ein amüsanter und gleichwohl kulturell anspruchsvoller Roman, der auf verschiedenen Reflexionsebenen atmosphärisch arbeitet und diese beiden Männer in der Zeit der erwachenden Wissenschaft beschreibt. Das Buch hat mich unglaublich fasziniert. Ein Lesevergnügen der besonderen Art, glänzend geschrieben. Ich empfehle dieses Buch mit Nachdruck und Leidenschaft aus vielen Gründen.
Schlagworte
Die Vermessung der Welt Daniel Kehlmann
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