Autor:
Verlag:
Rowohlt Tb.
Jahr:
1985
Seitenzahl:
379
ISBN:
9783499554216
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Zustandsbeschreibung
Kanten und Ecken bestoßen, Gebrauchsknicke, Schnitte fleckig/staubfleckig, auf dem unteren Schnitt der ME Stempel.
Artikelbeschreibung
~~~~~~~~~~~~~ 327g - 8:1 Angebot mit 1 kg Limit, bitte etwas Luft für die Verpackung lassen ~~~~~~~~~~~~~~~~ Rezension aus Amazon: SternenDas Kind im Erwachsenen
Von Ein Kunde am 12. Juni 2000
Format: Broschiert
Rezension Mythologie der Kindheit Dieter Lenzen
Im Jahr 1983 postulierte Neil Postman Das Verschwinden der Kindheit mit dem gleichnamigen Buch und legte damit einen Bestseller vor. Dieter Lenzen brachte 1985 sein Buch Mythologie der Kindheit auf den Markt, das auch im Jahr 2000 noch in der Originalausgabe zu erwerben ist, also nicht neu aufgelegt wurde und somit weit weniger (kommerziell) erfolgreich war. Kritisch fragt der Autor, von welchem Kindheitsbild Postman eigentlich in seinem Buch ausgeht und ob dieses historisch korrekt ist. Im Untertitel Die Verewigung des Kindlichen in der Erwachsenenkultur deutet sich schon die Gegenposition zu Postman an. Seine These lautet, dass Kindheit nicht nur nicht im Verschwinden begriffen ist, sondern in den Erwachsenen fortlebt und so zur Infantilisierung der Gesellschaft führt. Untersuchungsgegenstand des Autors sind die so genannten Transitionsriten, Rituale, bei denen der Mensch von einer bestimmten Entwicklungsstufe in eine andere höhere Entwicklungsstufe geleitet wird. Typische Transitionsriten sind z.B. Hochzeit, Taufe, Erstkommunion, Einschulung e.t.c.. Ungemein detailversessen, faktenreich und immer auf die Historie Bezug nehmend, beschreibt Lenzen die Wandlungen, denen die Transitionsriten unterliegen und welche gesellschaftliche Konsequenzen dies zur Folge hat. Beim gelungenen Vollzug eines Transitionsrituals stirbt der alte Mensch und ein neuer Mensch wird geboren. Sehr häufig ist jedoch die Unterlassung bzw. das Misslingen dieser Überführung auf Grund veränderter gesellschaftlicher Veränderungen, die auch eine Veränderung der Werte und Normen nach sich zieht. Die Erwachsenen weigern sich also, so die Kernthese des Buches, erwachsen zu werden. Da eine neue Entwicklungsstufe bei fehlendem Transitionsritus nicht erreicht werden kann, bleibt der physisch Erwachsene mental auf einer kindlichen Entwicklungsstufe stehen. Es gibt keine abgrenzbaren Lebensphasen mehr und das Kindliche verewigt sich im Erwachsenen. Pascal Bruckner hat in seinem Buch Ich leide also bin ich" zehn Jahre später in etwas ätzender Form gefragt: Ist das Baby die Zukunft der Menschen? Er begnügt sich allerdings, wenn auch scharfsinnig und schonungslos, mit einer Beschreibung der infantilen Züge westlicher Industriegesellschaften, während Dieter Lenzen das schwierige Geschäft der Analyse versucht. Der Autor geht hierbei sehr gründlich, systematisch und methodisch vor. Belege für seine Thesen findet er in den unterschiedlichsten Quellen, von der Nivea-Reklame über den Brief einer Pubertierenden bis zum Alten- und Neuen Testament. Lenzen ist ausdrücklich um eine wissenschaftliche Darstellung der Thematik bemüht und bedient sich einer eben solchen Sprache, die dem nicht wissenschaftlich gebildetem Leser einiges abverlangt. Auf ein Glossar wurde wieder einmal verzichtet(warum eigentlich?). Wer sich mit Hilfe eines Fremdwörterlexikons dennoch nicht abschrecken lässt, wird mit erhellenden Einblicken in unsere Gesellschaftsprobleme belohnt.
Von Ein Kunde am 12. Juni 2000
Format: Broschiert
Rezension Mythologie der Kindheit Dieter Lenzen
Im Jahr 1983 postulierte Neil Postman Das Verschwinden der Kindheit mit dem gleichnamigen Buch und legte damit einen Bestseller vor. Dieter Lenzen brachte 1985 sein Buch Mythologie der Kindheit auf den Markt, das auch im Jahr 2000 noch in der Originalausgabe zu erwerben ist, also nicht neu aufgelegt wurde und somit weit weniger (kommerziell) erfolgreich war. Kritisch fragt der Autor, von welchem Kindheitsbild Postman eigentlich in seinem Buch ausgeht und ob dieses historisch korrekt ist. Im Untertitel Die Verewigung des Kindlichen in der Erwachsenenkultur deutet sich schon die Gegenposition zu Postman an. Seine These lautet, dass Kindheit nicht nur nicht im Verschwinden begriffen ist, sondern in den Erwachsenen fortlebt und so zur Infantilisierung der Gesellschaft führt. Untersuchungsgegenstand des Autors sind die so genannten Transitionsriten, Rituale, bei denen der Mensch von einer bestimmten Entwicklungsstufe in eine andere höhere Entwicklungsstufe geleitet wird. Typische Transitionsriten sind z.B. Hochzeit, Taufe, Erstkommunion, Einschulung e.t.c.. Ungemein detailversessen, faktenreich und immer auf die Historie Bezug nehmend, beschreibt Lenzen die Wandlungen, denen die Transitionsriten unterliegen und welche gesellschaftliche Konsequenzen dies zur Folge hat. Beim gelungenen Vollzug eines Transitionsrituals stirbt der alte Mensch und ein neuer Mensch wird geboren. Sehr häufig ist jedoch die Unterlassung bzw. das Misslingen dieser Überführung auf Grund veränderter gesellschaftlicher Veränderungen, die auch eine Veränderung der Werte und Normen nach sich zieht. Die Erwachsenen weigern sich also, so die Kernthese des Buches, erwachsen zu werden. Da eine neue Entwicklungsstufe bei fehlendem Transitionsritus nicht erreicht werden kann, bleibt der physisch Erwachsene mental auf einer kindlichen Entwicklungsstufe stehen. Es gibt keine abgrenzbaren Lebensphasen mehr und das Kindliche verewigt sich im Erwachsenen. Pascal Bruckner hat in seinem Buch Ich leide also bin ich" zehn Jahre später in etwas ätzender Form gefragt: Ist das Baby die Zukunft der Menschen? Er begnügt sich allerdings, wenn auch scharfsinnig und schonungslos, mit einer Beschreibung der infantilen Züge westlicher Industriegesellschaften, während Dieter Lenzen das schwierige Geschäft der Analyse versucht. Der Autor geht hierbei sehr gründlich, systematisch und methodisch vor. Belege für seine Thesen findet er in den unterschiedlichsten Quellen, von der Nivea-Reklame über den Brief einer Pubertierenden bis zum Alten- und Neuen Testament. Lenzen ist ausdrücklich um eine wissenschaftliche Darstellung der Thematik bemüht und bedient sich einer eben solchen Sprache, die dem nicht wissenschaftlich gebildetem Leser einiges abverlangt. Auf ein Glossar wurde wieder einmal verzichtet(warum eigentlich?). Wer sich mit Hilfe eines Fremdwörterlexikons dennoch nicht abschrecken lässt, wird mit erhellenden Einblicken in unsere Gesellschaftsprobleme belohnt.
Schlagworte
1fairy1, 8:1, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Kind
Kategorie
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Christoph Lindenberg
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