DIE TAUSCHBÖRSE

Wer hat Angst vorm bösen Wolf

Autor:
Verlag:
Weltbild
Jahr:
2001
Seitenzahl:
320
ISBN:
9783828968783
Medium:
Softcover
Sprache:
Deutsch
Anbieter:

Artikel angeboten seit:
20.02.2022
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
Siehe Fotos
Artikelbeschreibung
Eine alte Witwe wird auf ihrem Hof auf brutale Weise erschlagen. Die Leiche wurde von einem spielenden Jungen entdeckt. Der Verdacht fällt auf den geistesgestörten Erkki, der kurz zuvor aus der psychiatrischen Anstalt floh und in der Nähe des Tatortes gesehen wurde. Wo immer etwas passiert, wird er zum Sündenbock gemacht, denn seit er den Tod seiner Mutter auf dem Gewissen hat, halten ihn die Einheimischen für gefährlich und gehen ihm aus dem Weg. Sie nähren damit ihre Ängste und ihre übertriebenen Vorurteile über den Hang von psychiatrischen Patienten zu Gewalttaten. War nun aber die Witwe für den menschenscheuen Erkki doch eine solche Bedrohung, dass er sie töten musste? Seine Therapeutin ist von seiner Unschuld überzeugt.

Die Geschichte erfährt eine unerwartete Wendung, als Erkki tags darauf zufällig das Geiselopfer des Bankräubers Morgan wird. Erst auf der Flucht erkennt der Ganove, dass er sich einen Verrückten aufgehalst hat. Zusammen irren sie durch die norwegischen Wälder. Als Morgan im Radio vom Mord erfährt, beginnt er sich vor seiner Geisel zu fürchten. Er weiss, dass Irrsinn und Mangel an Hemmungen gewaltige Kräfte freisetzen können.

Da jegliche Spur der beiden fehlt, versucht Kommissar Sejer, mehr über den verwirrten Erkki zu erfahren, um damit dem Bankräuber auf die Spur zu kommen und gleichzeitig Licht ins Dunkel dieser Mordgeschichte zu bringen.

Fazit: Fossum folgt keinen gängigen Strickmustern. Einmal mehr sprengt sie mit ihren gesellschaftlichen Reflektionen das Genre des Kriminalromans. Sie ortet das Grauen in der scheinbaren Idylle. Action und Kriminalistik werden bloss angetönt, und sogar Kommissar Sejer wird in diesem Roman beinahe zur unbedeutenden Randfigur. Im Vordergrund steht das Psychogramm der Protagonisten: Die Autorin entwirft ein äusserst differenziertes Bild von Menschen, die die Welt nicht einfach in zwei Hälften von Tätern und Opfern teilt. Damit hält sie ein eindringliches Plädoyer gegen Schwarz-Weiss-Malerei und das unbezwingbare Misstrauen den Menschen gegenüber.

Fossum fesselt durch Menschlichkeit und Tiefsinn sowie durch ihre fundierten psychologischen Kenntnisse. Sie schreibt nicht über normale Erfolgsmenschen; interessanter sind für sie die schlecht ausgerüsteten, ziellosen Menschen, die keine sozialen Antennen verfügen, unsicher navigieren und ihre Ziele nicht erreichen.

Das Lesevergnügen liegt im Wesentlichen darin, wie sich ein Bankräuber und ein Irrer zusammen auf der Flucht verhalten und wie sich dabei die Grenzen zwischen Normalität" und Verrücktheit" verwischen.
Schlagworte
k.A.

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